Reichweite auf Facebook bald nur mehr für Geld?

Bereits im Oktober berichteten wir über Testversuche, den „Newsfeed“ auf Facebook radikal umzugestalten. Nun will Facebook-Gründer Mark Zuckerberg das gesamte Netzwerk umstellen. Betroffen sind neben Unternehmen vor allem nonkonforme Seiten.

Nur mehr ein Viertel der Reichweite

Die Testphase, die in der Slowakei, Sri Lanka, Serbien, Bolivien, Guatemala und Kambodscha durchgeführt wurde, hatte enorme Auswirkungen auf die organische Reichweite. So wurden in den Neuigkeiten nur mehr Inhalte von Freunden und Werbeanzeigen angezeigt. Virale Inhalte wurden in einen eigenen Entdecker-Feed ausgelagert, der mittlerweile global existiert. Nicht beworbene Beiträge von Unternehmensseiten konnten nur mehr durch das Aufrufen der jeweiligen Seite angesehen werden. Durch diese Änderungen sank die organische Reichweite in den Testländern um zwei Drittel. In der Slowakei verloren die sechzig größten Medienseiten rund drei Viertel der Reichweite.

Vorteil für milliardenschwere Mainstreammedien

Doch während große Medienkonzerne den Wegfall der organischen Reichweite mit Werbeanzeigen kompensieren können, sind kleine und daher finanziell schwache Alternativmedien und private Aufklärseiten auf virale Beiträge – und daher eine organische Reichweite – angewiesen.

Kundenorientierung oder Geschäftsmodell?

Zuckerberg begründet den massiven Einschnitt mit einer sinkenden Zufriedenheit und Aktivität der Facebook-Nutzer. Da Unternehmensseiten die Neuigkeiten zu sehr dominieren würden, würden Nutzer immer passiver auf dem Portal agieren. Dass hinter der Umstellung jedoch rein der Wunsch steckt, die Nutzer zufriedenzustellen, darf bezweifelt werden. So bringen mehr Werbeanzeigen auch größere Einnahmen. Darüber, ob die Schwächung der Meinungsvielfalt dabei nur einen (gewünschten) Nebeneffekt oder das ursprüngliche Ziel darstellt, kann derzeit wohl nur spekuliert werden.


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